2.083 m, Alpes Grées/Alpes Cotiennes, Rhône(Isère)/Po, Alpenhauptkamm
Dieser auf Italienisch Colle del Moncenisio genannte innerfranzösische Alpenhauptkammpass verbindet auf einer Strecke von 41 km das nördlich gelegene Tal des Arc (Maurienne) mit dem piemontesischen Susatal und trennt die Grajischen Alpen im Westen von den östlich gelegenen Cottischen Alpen. Der nördliche Talort im Maurienne ist Lanslebourg-Mont-Cenis (1.365 m). Der im Susatal gelegene südliche Talort Susa liegt deutlich tiefer auf 503 m Seehöhe und die Südabfahrt ist dementsprechend über 20 km lang.
Die Grenze zwischen Frankreich und Italien verlief ab der italienischen Staatsgründung 1860 über die Passhöhe (im Bild unten). Diese fiel 1947 als ein Teilergebnis der Pariser Friedenskonferenz 1946 zusammen mit dem südlich anschließenden Hochplateau (insgesamt 81,79 km²) an Frankreich, womit der bis 1860 geltende Grenzverlauf von Savoyen wiederhergestellt wurde.
Die Departementstraße D 1006 verlässt in der Ortschaft Lanslebourg-Mont-Cenis in Südrichtung das Maurienne und erreicht nach 11 km die Passhöhe, südlich der sie auf einem Hochplateau den 4,5 km langen Stausee Lac du Mont Cenis (im Bild unten) östlich passiert und rund 10 km südlich des Passscheitels die Grenze zu Italien überschreitet. Unmittelbar südlich der Scheitelhöhe zweigt beim Nordufer des Sees in Westrichtung eine schmale Asphaltstraße ab, die zum Refuge du Petit Mont Cenis führt und am Scheitelpunkt des Col du Petit Mont Cenis (2.183 m) endet. Der jenseitige Abstieg in den Talgrund des Val d`Ambin zum Refuge du Suffet (1.690 m), von wo auf schmaler Asphaltstraße das Maurienne unterhalb von Lanslebourg-Mont-Cenis bei Bramans (1.240 m) erreicht werden kann, ist nur ein teils unbefestigter Schotterweg.
Auf italienischer Seite fällt die Straße (als SS25) nach dem Grenzübertritt steil ab und führt in die Stadt Susa, dem Hauptort des gleichnamigen Tales, durch das die Hauptverkehrswege (Bahn und Autobahn auf der Route Mailand-Turin-Chambéry-Paris) verlaufen, die den Alpenhauptkamm 30 km westlich von Susa durch die Fréjus-Tunneln passieren, seit deren Eröffnung die Straße über den Col du Mont Cenis verkehrstechnisch an Bedeutung verloren hat und hauptsächlich touristisch genützt wird.
Die Route über den Col du Mont Cenis war in historischer Zeit eine der wichtigsten Westalpenübergänge. Schon im Frühsommer 312 überquerte Kaiser Konstantin I. die Passhöhe, als er einen Feldzug gegen seinen Widersacher, den “Gegenkaiser” Maxentius führte. Die fränkischen Könige Pippin (in den Jahren 754 und 756) und Karl der Große (773) überquerten ebenfalls an dieser Stelle die Alpen. Im Jänner 1077 überschritt hier Heinrich IV. auf seinem Gang nach Canossa die Alpen und im Oktober 1310 überquerte auf dieser Route Heinrich VII. auf seinem Zug nach Rom das Hochgebirge. Die 1803 eröffnete erste befahrbare Straße ließ Napoléon Bonaparte ausbauen.
Wasserscheide | Rhône (via Isère) | Po (Innerer Alpenbogen) |
Abflüsse | Ruisseau de la Femaz – Ruisseau du Chardoux – Arc (Maurienne) – Isère – Rhône | La Cenis – Dora Riparia – Po |
Mündung | Golf von Lyon | Adriatisches Meer |
von | Verlauf der Gebietsgrenze des Mont-Cenis-Plateaus | bis |
Col du Mont Cenis | Nach der Scheitelhöhe des Col du Mont Cenis in Ostrichtnung steigt die in die Grajischen Alpen zurückgekehrte Gebietsgrenze des Mont-Cenis-Plateaus über Ouillon des Arcellins (2.665 m) und Signal du Grand Mont-Cenis (3.377 m) zur Pointe de Ronce (3.612 m) an, dreht in Südostrichtung und erreicht nach dem Glacier de Roche Michel (3.500 m) am Mont Tour wieder die italienische Grenze und den Ausgangspunkt der Verlaufsbeschreibung. | Mont Tour |
Die 25 km lange Cenis entsteht durch den Zusammenfluss zahlreicher vom Alpenhauptkamm zwischen dem Col du Petit Mont Cenise (trennt das südwestlich der Scheitelhöhe ins Val d`Ambin einmündende Tal Vallon de Savine vom Mont-Cenis-Plateau) und dem Glacier de Roche Michel ins Gebiet des Inneren Alpenbogens abfließenden Gebirgsbächen, die in einer dem Col du Mont Cenis südlich vorgelagerten Hochebene auf 1.974 m Seehöhe im 6,68 km² großen Stausee Lac du Mont Cenis gesammelt werden, dessen Abfluss Cenis bis zu ihrer Einmündung in die Dora Riparia die Cottischen Alpen im Westen von den Grajischen Alpen im Osten trennt.
Die Cenis passiert unterhalb des Stausees den ehemals italienischen Weiler Gran Croce (1.880 m, im Bild unten), der nach der Angliederung an Frankreich im Jahre 1947 und Fertigstellung der Staumauer im Jahre 1968 von den Bewohnern allmählich verlassen wurde, seit 1986 gänzlich unbewohnt ist und heute nur mehr ein kleines Museum beherbergt.
Danach überschreitet sie als Cenischia nach rund 2 km knapp unterhalb des südlichen Plateaurandes auf 1.720 m Seehöhe die italienische Grenze (siehe Karte unten), stürzt ins Susatal hinunter und mündet im östlichen Stadtgebiet von Susa in die Dora Riparia (500 m), die ab dort selbst bis zu Ihrem Eintritt in die Poebene westlich der Regionshauptstadt Turin, in der sie in den Adria-Zufluss Po mündet, zum Grenzfluss zwischen den Grajischen Alpen (Nordufer) und den Cottischen Alpen wird.
Im von der italienischen Südauffahrt zum Col du Mont Cenis aufgenommenen Bild unten ist rechts neben dem Grenzschild das Flussbett der ins Susatal abfließenden Cenischia und oberhalb im Hintergrund die bereits innerhalb Frankreichs liegende Staumauer des Lac du Mont Cenis erkennbar.