Valle di Lei

Dieses weniger als 50 km² große Gebiet liegt auf über 1.900 m Seehöhe in den Alpi del Platta (dt: Oberhalbsteiner Alpen), einer Untergruppe der Rätischen Alpen (Alpi Retiche), knapp 15 km östlich des Splügenpasses nordöstlich des Alpenhauptkammes im Gebiet des Äußeren Alpenbogens an der Schweizer Grenze (Kanton Graubünden).

Das Valle di Lei ist Teil des Gemeindegebietes der Gemeinde Piuro (dt: Plurs) in der Provinz Sondrio der italienischen Region Lombardei. Das Tal wird in Süd-Nord-Richtung vom Torrente Reno di Lei durchflossen, der innerhalb Italiens nördlich des Passo die Lei durch Zusammenfluss zahlreicher Quellbäche entsteht, ein Hochtal durchfließt und an dessen Nordende durch eine 141 m hohe Staumauer zum 8 km langen Lago di Lei aufgestaut wird. Nur die Staumauer und ein 950 m langer Zufahrtstunnel liegen auf Schweizer Staatsgebiet.

Tschubby, CC BY-SA 3.0

Der Abfluss des Stausees führt durch eine rund 4 km lange Schlucht wieder über italienisches Staatsgebiet. Erst kurz vor der Einmündung in den Averser Rhein bei Innerferrera überschreitet der Reno di Lei die Schweizer Grenze.

Der Reno di Lei ist das einzige italienische Gewässer, das (über Averser Rhein, Hinterrhein und Rhein) den Atlantik erreicht.

von Verlauf der Gebietsgrenze des innerhalb Italiens  gelegenen Gebietes des Valle di Lei bis
Piz Timun Der in diesem Abschnitt die Grenze zwischen der Schweiz und Italien bildende Alpenhauptkamm erreicht vom westlich gelegenen Splügenpass kommend die das Valle di Lei westlich begrenzende Bergkette am Piz Timun.

Die Staatsgrenze trennt sich am Piz Timun vom Alpenhauptkamm und verläuft in Nordostrichtung innerhalb des Gebietes des Äußeren Alpenbogens über den Piz della Palù  (3.179 m) und entlang der die Schlucht des Reno di Lei westlich begrenzenden Bergkette über den Pizzo Miez (2.835 m) bis zum Ende der Schlucht, fällt in diese in Ostrichtung ab, quert den Reno di Lei und steigt zum Kamm der die Schlucht im Osten begrenzenden Bergkette wieder an und verläuft auf dieser in Südrichtung bis zur Cima di Colle Scengio (2.421 m), wobei sie kurz vorher die westlich gelegene Staumauer des Lago di Lei westlich umgeht. Weiter in Südrichtung verläuft die Staatsgrenze entlang der das Valle di Lei östlich begrenzenden Bergkette über Schiahorn (2.636 m), Cima die Rossi (2.726 m), Cima di Pian Vacca (2.863 m), Schwarzseehorn (2.862 m) und Piz Bles (3.045 m), bis sie sich an der Cima da Lägh (3.083 m) mit dem Alpenhauptkamm wieder vereinigt.

Der ab dort die Gebietsgrenze des Valle di Lei bildende Alpenhauptkamm verläuft ab der Cima da Lägh innerhalb Italiens  vorerst in Westrichtung zum über dem Talschluss des Valle di Lei gelegenen und dieses vom Talschluss des Valle Drana trennenden Passo di Lei (2.813 m), dreht in Nordrichtung und erreicht über Pizzo Stella (3.163 m), Pizzo Peloso (2.778 m), Passo Angeloga (2.390 m), Pizzo Groppera (2.948 m),  Monte Matter (3.025 m) und Passo di Sterla (2.948 m) am Piz Timun (3.209 m, im Bild unten) wieder die Staatsgrenze und damit den Ausgangspunkt gegenständlicher Verlaufsbeschreibung.

Piz Timun
© summitpost/Cyrill

Das Hochtal Valle di Lei wurde schon früh von der im italienischen Teil des Bergell an der Mera gelegenen Ortschaft Piuro über das dort einmündende Valle Drana und über den am Talschluss des Valle Drana liegenden Passo di Lei und auch über den nordwestlich gelegenen Angeloga-Pass (beides Alpenhauptkammpässe ohne Straßenübergänge) von italienischer Seite zur Alpsommerung genutzt. Seit 1462 gehört es der Bergeller Gemeinde Piuro. Mit der Gründung der Cisalpinischen Republik und der damit verbundenen Grenzziehung im Bergell im Jahre 1797 als Ergebnis des Ersten Koalitionskrieges Napoleons gehört das Val di Lei mit Plurs zu Italien. Im Zuge des Kraftwerksbaues wurde in den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts der heutige Grenzverlauf rund um die Staumauer durch zwischenstaatliche Verträge präzisierend festgelegt. Mittels KFZ ist das unbewohnte Hochtal nur über Schweizer Staatsgebiet von der Graubündner Ortschaft Campsut aus durch einen zur Staumauer führenden Tunnel erreichbar.

© demrheinentlang.ch; Die Staumauer des Lago di Lei