Die den Berner und den Glarner Alpen vorgelagerten Voralpen, deren Gebiet sich vom Genfersee bis zum Hochrhein und zum Bodensee erstreckt und in Nordwest- bis Nordrichtung ins Alpenvorland bzw. Mittelland übergehend an der Alpengebietsgrenze endet, wurde von SOIUSA zu einer einzigen Schweizer Voralpen genannten Gebirgsgruppe zusammengefasst (siehe Karte unten).
Der höchste Berg dieses Gebietes ist das Schilthorn (2.970 m, im Bild unten) im Kanton Bern.
Ohne dem „Kantönligeist“ das Wort reden zu wollen, scheint diese Großzügigkeit allzu kühn und der Orientierung bei Gebiets-, Verkehrswege- und Flussverlaufsbeschreibungen kaum dienlich, weshalb für gegenständliche Ausführungen dieses Gebiet in vier Gebirgsgruppen, nämlich in Waadtländer und Freiburger Voralpen, Berner Voralpen, Zentralschweizer Voralpen und Appenzeller Alpen aufgeteilt wird, wobei, – zumal eine vorherrschende Lehrmeinung (noch immer) nicht existiert -, hinsichtlich Abgrenzung und Benennung aus Kontinuitätsgründen vor allem die Untergruppenaufteilung laut SOIUSA als Leitfaden diente, aber auch die unterschiedlichsten innerschweizer Sichtweisen, insbesondere dann, wenn hinsichtlich Abgrenzung oder Großraumumschreibung starke Annäherung bis Übereinstimmung mit der SOIUSA-Sichtweise festzustellen war, größtmöglich berücksichtigt wurden.
Die Abgrenzung der (kapitelgegenständlichen westlichsten und östlichsten Gruppe (Appenzeller Alpen) ist eher unproblematisch. Die Nordostecke des Schweizer Staatsgebietes, zu der man auch „Bodenseeeck“ sagen könnte, ist im Norden vom Hochrhein und Bodensee und im Osten vom Alpenrhein natürlich und von der Staatsgrenze zu Deutschland im Norden sowie zu Österreich und Liechtenstein im Osten auch noch formal und unbestreitbar abgegrenzt, wobei aus Vollständigkeitsgründen zu erwähnen wäre, dass einerseits die österreichischen Gemeinden Gaißau, Fußach und Höchst westlich des Alpenrheins am Südufer des Bodensees liegen und andererseits Stadtteile der zu Deutschland gehörenden Stadt Konstanz ebenfalls am Südufer des Bodensees liegen und somit knapp 2 km² des Appenzeller Voralpengebietes auf deutschem und rund 40 km² auf österreichischem Staatsgebiet liegen.
Im Zentrum dieser nordöstlichsten Gebirgsgruppe der Westalpen liegen die Appenzeller Alpen (im Bild unten), deren Gebietsabgrenzung innerhalb der Schweiz viertelkreisförmig verläuft und sich an natürlichen Gegebenheiten orientiert. Sie verläuft von Sargans im Süden von West- in Nordrichtung drehend über den Sarganser Sattel, durch das Seeztal, den Walensee, den Linthkanal, den Zürichsee und dessen Abfluss Limmat bis zur im Unterlauf die Alpengebietsgrenze bildenden Glatt, die nördlich von Zürich den Jurabergstock Lägeren östlich begrenzend in den dort die Grenze zu Deutschland bildenden Hochrhein mündet.
Dieser SOIUSA-konformen Grobabgrenzung folgen im Grundsätzlichen auch die meisten Lehrmeinungen. Unterschiedlichkeiten gibt es bloß hinsichtlich Benennung und Definition zahlreicher Begrifflichkeiten (Alpstein, Appenzellerland, Appenzeller Alpenvorland, Thurgauer Seerücken, Speer-Mattstock, Churfirsten, Alviergruppe, Toggenburg usw.) und Abgrenzung dieser einzelnen Teilgebiete innerhalb dieses Großraums, was aber für gegenständliche Ausführungen ohne Relevanz ist (im Bild unten die Churfirsten genannte Bergkette).
Auch die Definition und Abgrenzung der südwestlichsten, an den Genfersee grenzenden Voralpengruppe der im Rahmen gegenständlicher Ausführungen Waadtländer und Freiburger Voralpen genannten Gebirgsgruppe divergiert kaum mit den vorherrschenden Lehrmeinungen, zumal die Südwestgrenze durch den untersten Teil des Flusslaufs der Rhône und den Genfersee natürlich vorgegeben ist und auch die ohnehin nur als fließend anzusehende Nordwest- und Nordabgrenzung zum Jura (Alpengebietsgrenze) nur in unwesentlichen Detailfragen diskutierbar erscheint. Das hier abzubildende Gebiet entspricht voll der von SOIUSA als Untergruppe der Schweizer Voralpen unter gleichem Namen definierter Gegend. Die von SOIUSA als Ostgrenze zu den Berner Voralpen gewählte „Saane(Gsteig)-Simme-Muscheren Sense-Sense-Saane-Linie“ (näheres siehe bei der Detailbeschreibung dieser Gebirgsgruppe) entspricht im Grundsatz auch den meisten Schweizer Einteilungsschemen, obgleich diese innerhalb dieses Gebietes überwiegend Waadtländer Voralpen und Freiburger Voralpen als getrennte Gebiete sehen, die Freiburger Voralpen teilweise Freiburger Alpen nennen…usw. Die Südostgrenze zu den Berner Alpen vom Saanetal bei Gsteig bis ins Rhônetal (über Col du Pillon nach Les Diablerets im Tal der Grand Eau und über den Col de la Croix und dann das Gyonnetal) ist ebenfalls weitgehend unbestritten. Nur selten wird das gesamte Tal der Grand Eau, die 3 km flussabwärts von Bex in die Rhône mündet, als Grenze gesehen. Dies würde aber bloß bedeuten, dass die das Grand-Eau-Tal vom Gryonnetal trennende rund 12 km lange und bis zu 3 km breite Bergkette nicht den Voralpen, sondern den Berner Alpen zuzuzählen wäre und es wäre der Col de la Croix (im Bild unten) dann ein Gebirgspass innerhalb der Berner Alpen…..(soll sein).
Die Definition der den Waadtländer und Freiburger Voralpen östlich benachbarten Gebirgsgruppe der Berner Voralpen ist diffiziler, auch wenn deren Nordgrenze zum Juragebiet (Alpengebietsgrenze) durch den Flusslauf der Aare unterhalb des Saanezuflusses natürlich vorgegeben ist und die Westgrenze (siehe oben) durch die Flüsse Sense-Simme-Saane bereits festgesetzt ist. Als Südgrenze (zu den Berner Alpen) wird seit jeher auch von allen Schweizer Alpeneinteilungsschemen der bereits beschriebene Verlauf des Wanderweges Hintere Gasse von Gsteig bis Meiringen gesehen. Da diese Sichtweise von SOIUSA voll übernommen wurde, kann auch die Südgrenze als einheitlich vorgegeben angesehen werden. Die Ostgrenze der Berner Voralpen verläuft gemäß SOIUSA-Untereinteilung der Schweizer Voralpen von Meiringen ein Stück Aare-abwärts und dann in Nordnordostrichtung über den Brünigpass zum Lungerersee (im Bild unten), von dem sie in Westrichtung über das Mariental dem Tal der Emme zustrebt.
Im Rahmen gegenständlicher Ausführungen wird dem Grenzverlauf gem. SOIUSA nur von Meiringen bis zum Lungerersee gefolgt und ab dort, – teilweise Schweizer Sichtweisen folgend -, der die Nordnordostrichtung beibehaltende Abfluss des Lungerersees bis zum Vierwaldstättersee, das Westufer des Sees bis Luzern und ab dort der untere Teil des Tales der Kleinen Emme bis Wolhusen (im Bild unten) als östliche Begrenzung der Berner Voralpen festgesetzt. Von Wolhusen in Nordrichtung, – und somit das Gebiet der Emmentaler Alpen und des nördlich dieses gelegenen vielfach als Teil des Mittellandes betrachteten Napfgebietes ins Gebiet der Berner Voralpen einschließend -, wird der Flusslauf der Wigger bis zur Aareeinmündung als nördlichster Teil der Ostgrenze der Berner Voralpen gesehen.
Der nunmehr verbleibenden Teil des Gebietes der Schweizer Voralpen zwischen der Alpengebietsgrenze im Norden, den Berner und den Glarner Alpen im Süden, den Berner Voralpen im Westen und den Appenzeller Alpen im Osten wird laut den Schweizer Alpeneinteilungsschemen in allzu viele Gruppen aufgeteilt. Auf diesem Gebiet „tummeln sich“ neben als „Mittellandberge“ bezeichneten Höhenzügen die Unterwaldner-, Engelberger-, zentralschweizerischen-, Schwyzer-, Luzerner-, Urner (usw.) Voralpen, die nicht immer einheitlich voneinander abgegrenzt sind und diese Abgrenzungen auch teilweise nicht logisch sind, da sich die Grenzziehungen häufig an den politischen Kantonsgrenzen und nicht an den Verlauf von Talschaften, Gewässern, Gebirgseinschnitten und Furchen oder ähnlichen natürlichen Gegebenheiten orientieren. Auch die Untereinteilungen der Schweizer Voralpen gemäß SOIUSA verringern die Anzahl der in diesem Gebiet liegenden Voralpengruppen nicht wesentlich, da sie die erwähnten Gruppen bestenfalls paarweise (mit von den Schweizer Sichtweisen abweichenden Abgrenzungen) zusammenfasst. Bewusst wurde der dem SOIUSA-Schema unbekannte Überbegriff Zentralschweizer Voralpen für die Benennung dieses Gebietes gewählt, da einerseits damit die geographische Lage des Gebietes recht präzise signalisiert wird, und andererseits die Verwendung von Phantasienamen (wie z.B. Vierwaldstätterseer Alpen o.ä.) vermieden werden sollte. Zentrum dieses Gebietes ist der am Westufer des Vierwaldstättersees gelegene „Urkanton“ Schwyz (im Bild unten der Hauptort).
Waadtländer und Freiburger Voralpen
Das Gebiet der Waadtländer und Freiburger Voralpen verteilt sich auf die Kantone Bern, Freiburg und Waadt. Höchster Berg dieser Gebirgsgruppe ist der im Norden von Les Diablerets (im Bild unten) im Kanton Waadt gelegene Le Tarent (2.548 m). Höchste Erhebung der Freiburger Alpen ist der auf der Kantonsgrenze Freiburg/Waadt gelegene Vanil Noir (2.389 m).
Die West- und Nordwestgrenze des Gebietes ist gleichzeitig Alpengebietsgrenze zum Jura (siehe Verlaufsbeschreibung der Alpengebietsgrenze am Beginn dieses Kapitels) und verläuft vom Nordufer des Genfersees westlich von Lausanne im Kanton Waadt in Nordostrichtung mehrmals Gebiete des Kantons Freiburg passierend bis zur Saanemündung in die Aare im Gemeindegebiet von Golaten (im Bild unten) im Kanton Bern.
Die Ostgrenze zu den Berner Voralpen folgt der Saane aufwärts bis zur Senseeinmündung in Laupen. Sie folgt dem die Kantonsgrenze Bern/Freiburg bildenden Flusslauf der Sense aufwärts bis zum Zusammenfluss von Kalter und Warmer Sense beim Weiler Zollhaus, folgt der nunmehr die Kantonsgrenze bildenden Kalten Sense aufwärts bis zum Zufluss der Muscherensense bei Sangernboden, sodann dieser aufwärts ins Gebiet des Kantons Freiburg übertretend bis zum Talschluss, überschreitet am Chänelpass (1.791 m) in Ostrichtung die Kantonsgrenze von Bern und folgt dem Wüestebach abwärts bis zur Einmündung in die Simme bei Oberwil. Nunmehr die Simme aufwärts bis zum Zufluss der Kleinen Simme bei Zweisimmen, weiter das Tal der Kleinen Simme aufwärts bis zum Saanenmöserpass und nach diesem das Tal des Chouflisbaches abwärts kehrt die Ostgrenze der Waadtländer und Freiburger Voralpen bei dessen Mündung in die Saane in der Ortschaft Saanen ins Saanetal zurück, folgt diesem in Südrichtung aufwärts über den (Nobel)Wintersportort Gstaad (Bild unten) bis Gsteig und erreicht dort die Berner Alpen.
Hier sei einschiebend vermerkt, dass die Trennlinie zwischen Freiburger Voralpen im Norden und Waadtländer Voralpen im Süden wie folgt zu ziehen wäre: Von Saanen in Westrichtung Saane-abwärts bis zum Zufluss des L`Hongrin bei Montbovon, sodann das Hongrintal aufwärts bis zum Kontinentalwasserscheidepass Col de Jaman und danach entsprechend dem Verlauf der Kantonsgrenze Waadt/Freiburg bis ins Voralpengebiet am nördlichen Ufer des Genfersees.
Die Südostgrenze der Waadtländer und Freiburger Voralpen zu den Berner Alpen verläuft von Gsteig (im Bild unten) in Südwestrichtung durch das Tal des bei Gsteig in die Saane mündenden Rüschbaches aufwärts bis zum Col du Pillon, wo sie in den Kanton Waadt übertritt, das Tal des Le Dar abwärts bis zur Einmündung in die Grand Eau bei Les Diablerets, sodann entlang der Grand Eau ein kurzes Stück aufwärts bis zur Einmündung des Torrent de Culan. Weiter dessen Tal aufwärts wechselt die Grenze über den Col de la Croix ins benachbarte Tal der La Gryonne, deren Flusslauf sie abwärts bis zu ihrer Einmündung in die Rhône folgt.
Die Südgrenze zu denSavoyer Voralpen bildet das unterste Rhônetal und der Genfersee.