Der Po (dt: veraltet auch Pfad) ist mit 652 km der längste Fluss Italiens, ergießt im Durchschnitt 1.540 m³ Wasser pro Sekunde ins Adriatische Meer und ist damit wasserreichster und längster Adriazubringer. Mit rund 75.000 km² ist sein Einzugsgebiet doppelt so groß wie das gesamte Schweizer Alpengebiet.
Der Po entspringt nahe dem Alpenhauptkamm südwestlich von Turin. Seine grundsätzliche Fließrichtung ist von West nach Ost. Er durchfließt Gebiete der italienischen Regionen Piemont, Lombardei, Emilia-Romagna und Venezien, wo er östlich der Stadt Adria in einem 380 km² großen Mündungsdelta ins Adriatische Meer mündet. In seinem Einzugsgebiet liegen auch Gebietsteile der Regionen Toskana, Ligurien, Aostatal (gesamt) und Trentino-Alto Adige.
Die ursprünglich etruskische Siedlung, aus der sich die Stadt Adria entwickelte, dürfte in vorchristlicher Zeit derart bedeutend gewesen sein, dass man den gesamten Meeresabschnitt, an dem sie lag, nach ihr benannte (siehe unten die Rekonstruktion der Weltkarte des Hekataios von Milet um 500 v. Chr.). Diese These ist allerdings historisch nicht belegt. Gesichert ist jedenfalls, dass Adria in der Römerzeit (jedenfalls bis nach der Zeitenwende) eine Hafenstadt mit überregionaler Bedeutung gewesen ist.
Sie lag geographisch günstig mit sehr fruchtbarem Hinterland zwischen der Etschmündung im Norden und der Pomündung im Süden. Beide Flüsse bilden ein immer größer werdendes Mündungsdelta, was dazu führte, dass der Hafen von Adria mit der Zeit immer mehr verlandete, heute diese Stadt 15 km vom offenen Meer entfernt im Schwemmland der beiden Flüsse liegt und mit dem Meer nur mehr durch Kanäle verbunden ist.
Unmittelbar nördlich wird das Po-Delta vom Mündungsdelta der Etsch begrenzt, des zweitgrößten Flusses Italiens. Bereits im Unterlauf und noch vor den beiden Mündungsdeltas sind die beiden Flüsse durch teilweise sogar schiffbare Kanalsysteme (siehe in Karte unten der Verlauf des vom Podelta über das Etschgebiet zur Brentamündung bei Chioggia führenden Canale Blanco) miteinander verbunden, sodass eine exakte hydrologische Trennung der Einzugsgebiete dort nicht mehr möglich ist. Obwohl es somit zu einem Wasseraustausch noch vor der Meereinmündung kommt, werden im Rahmen gegenständlicher Ausführungen die beiden Flusssysteme als getrennte Einzugsgebiete behandelt.
Der Po entwässert Teile des nördlichen Apennin, das gesamte Einzugsgebiet der in den inneren Alpenbogen abfließenden Gewässer der Westalpen und darüber hinaus auch noch die bereits in den Ostalpen liegenden Einzugsgebiete der vom Alpenhauptkamm zwischen Splügenpass und dem Monte Forcola in Südrichtung abfließenden Gewässer. Weiters nimmt er alle in der Oberitalienischen Tiefebene entspringenden Grundwasserflüsse (Risorgive) des Piemont, der Lombardei und der Emilia Romagna auf. Der alpine Teil seines Einzugsgebietes umfasst Teilgebiete der Ligurischen Alpen, der Seealpen, der Cottischen-, Grajischen-, Walliser-, Lepontinischen- und Rätischen Alpen, sowie der Gardaseeberge. Die Luganer Alpen und die Bergamasker Alpen liegen zur Gänze im Po-Einzugsgebiet.
Die Einzugsgebietsgrenze des Po verläuft zum überwiegenden Teil entlang des Apenninen- und des Alpenhauptkamms. Der von Süden kommende Apenninenhauptkamm, auf dem die Italienische Wasserscheide verläuft, die auf der Apenninenhalbinsel die Einzugsgebiete des Ionischen Meeres und der Adria im Osten von jenen des Tyrrhenischen und Ligurischen Meeres im Westen trennt (siehe Ausführungen Anhang Band 1), dreht westlich von Ancona in Nordwestrichtung und erreicht als Padanische Wasserscheide, – und zwar als Einzugsgebietsgrenze zwischen dem ins Tyrrhenische Meer mündenden Arno und dem südlich von Ravenna bei Lido di Savio (im Bild unten) in die Adria mündenden Savio -, den Südrand der Poebene.
Nördlichster der vom Apenninenhauptkamm zwar in die Poebene einfließenden-, den Po selbst jedoch nicht erreichenden direkten Adriazuflüsse ist der Reno, der die Stadt Bologna durchfließt (im Bild unten im westlichen Vorort Casaleccio) und unmittelbar südlich des Po-Deltas über künstliche Kanäle die Adria erreicht. Mit einem 124 km langen Netz von Deichen wurde das Einzugsgebiet des Renos, der ursprünglich der östlichste rechte Nebenfluss des Po gewesen ist, vom Flussbett des Po abgenabelt und zum eigenständigen Einzugsgebiet mit direkter Meereinmündung. Sein Wasser wurde in künstliche Gräben wie den Scoaltore di Reno, den Canale Navile (noch im Betrieb) und den Canale Savena abgeleitet.
Der Apenninenhauptkamm verläuft in Nordwestrichtung das Quellgebiet des Reno begrenzend als Reno/Arno-Wasserscheide über den Passo della Futa, westlich dem zahlreiche Hauptverkehrsrouten (Bahn, Autobahn A 1 Strada del Sole) den Gebirgszug überwinden, passiert den Monte Muglioro (1.002 m), auf dem jenseits des Renogebietes das Einzugsgebiet des Arno endet und jenes Serchio beginnt, und erreicht als Reno/Serchio-Wasserscheide den 1.945 m hohen Corno alla Scale (im Bild unten), auf dem das Einzugsgebiet des Reno endet und jenes des Po beginnt und ab wo sie als Po/Serchio-Wasserscheide weiter verläuft.
Östlich dieses Berges entspringt der Torrente Silla, der nach rund 20 km in den Reno mündet. Westlich des Corno alla Scale entspringt nahe dem Wintersportort Madonna dell`Acero der Fluss Dardagna (im Bild unten) der über den Torrente Leo den Panaro erreicht, der seinerseits westlich der Stadt Ferrara in den Po mündet. Die Dardagna ist somit (über den Torrente Leo und den Panaro) nunmehr der östlichste vom Apenninenhauptkamm abfließende Pozufluss.
Die wichtigsten rechten Nebenflüsse des Po sind die Apenninnenflüsse Panaro, Secchia, Enza, Parma, Taro, Trebbia und Scrivia, sowie die Alpenzuflüsse Tanaro, Maira und Varaita.
Außer einigen kleinen Grundwasserflüssen sind alle linken Nebenflüsse alpinen Ursprungs. Es sind dies Ghiandone, Pellice, Chisola, Sangone, Dora Riparia, Stura di Lanzo, Malone, Orco, Dora Baltea, Sesia, Agogna, Ticino, Olona, Lambro, Adda, Oglio und Mincio.
Um die fächerförmig um den Großraum Turin gruppierten Alpentäler und Po-Zuflüsse halbwegs übersichtlich darzustellen, werden die für gegenständliche Ausführungen relevanten Flussgebiete nach der folgenden Abgrenzungsbeschreibung des Po-Einzugsgebietes aus Übersichtsgründen in Unterkapitel aufgeteilt und im Uhrzeigersinn, beginnend mit den drei rechten Zuflüssen, und zwar als ersten den östlichsten dieser Zuflüsse, den Tanaro, gefolgt von Maira und Varaita (Reihung flussaufwärts), beschrieben. Danach wird kurz das Valle Po und der gesamte Flusslauf des Po bis zu seiner Mündung geschildert und es werden im Zuge dieser Erörterungen die Einzugsgebiete aller linken Zuflüsse, – flussabwärts gereiht nach ihrer Einmündung -, dargestellt.