Der Name Wienerwald ist (ähnlich dem Bregenzerwald) auch ein historischer, topographisch nicht exakt abgrenzbarer Regionsbegriff, der nicht identisch ist mit dem von der Alpenvereinseinteilung der Ostalpen als eigene Gebirgsgruppe definierten Gebiet des Wienerwaldes (Abgrenzung lt. AVE: Ebenen des Tulnerfeldes im Norden und des Wiener Beckens im Osten, Flussläufe von Triesting und Gölsen im Süden und die Traisen als Westgrenze). Der „historische Wienerwald“ hingegen sieht als Westgrenze in etwa den Flusslauf der Großen Tulln und entspricht ungefähr jenem Gebiet, das heute als Landschaftsschutzgebiet Wienerwald definiert und als solches abgegrenzt ist (siehe Karte unten).
Die Entwicklung als Regionsbegriff begann im Zeitalter der Romantik am Beginn des 19. Jahrhunderts mit der Entdeckung der Natur als Erholungs- und Freizeitraum für die städtische Bevölkerung. Nicht nur von der Oberschicht Wiens, die in der näheren Umgebung der Metropole Jagdschlösser errichtete, von denen beispielsweise jenes (heute als solches nicht mehr existente) von Mayerling, in dem der damalige österreichische Thronfolger Kronprinz Rudolf mit seiner Geliebten Selbstmord verübte, legendenumwobenen Kultstatus erlangte, wurde diese mittelgebirgsartige Gegend zu Entspannungszwecken genützt. Auch das einfachere Bürgertum vereinnahmte dieses Naherholungsgebiet für sich als Tagesausflugsziel am Wochenende und es wurden dorthin von Wien aus sogenannte „Landpartien“ unternommen.
Dies dürfte auch der Grund dafür sein, dass, – obgleich das Landschaftsbild westlich und östlich der Großen Tulln gleich ist -, dieser Fluss als Westgrenze dieser Region gesehen wurde. Die weiter westlich gelegenen Gebiete waren von Wien zu weit entfernt, um sich (angesichts der Verkehrsmittel des 19. und des frühen 20. Jahrhunderts) als Tagesausflugsziele zu qualifizieren. Dies hat sich allerdings im auslaufenden 20. Jahrhundert geändert und das Gebiet zwischen Großer Tulln und Traisen bekam sogar den Namen Wiesen-Wienerwald, sodass nunmehr topographische Abgrenzung und Kulturregion einigermaßen übereinstimmen, wobei nicht unerwähnt bleiben soll, dass der Kulturraum schon immer von der Wiener Bevölkerung als zweigeteilt gesehen wurde. Man unterscheidet begrifflich ohne exakt definierte Grenzziehung zwischen dem Westlichen Wienerwald und dem Südlichen Wienerwald. Innerhalb Wiens wird das am südwestlichen Stadtrand gelegene Gebiet des Lainzer Tiergartens (siehe Karte unten) als Grenze gesehen, die von dessen Südwestrand als imaginäre Lienie bis zum Gerichtsberg verläuft. Das Landschaftsbild dieser beiden Gebiete ist jedoch unterschiedlich.
Der Westliche Wienerwald ist ein sanftes, welliges und von Laubwald bedecktes Hügelgebiet, in dem sich immer wieder größere Wiesenflächen (Wiesen-Wienerwald) breit machen, die auch zum Obstanbau (z. B. für Elsbeeren, siehe Bild unten) genutzt werden.
Die Hänge des Südlichen Wienerwaldes sind steiler, schroffer und (bereits vom Pannonischen Klima beeinflusst) trockener und zur Hälfte mit Nadelwald bedeckt. Der Übergang in die Ebene des Wiener Beckens ist eine tektonische Bruchstelle, was sich einerseits durch ständige seismische Aktivitäten und andererseits durch das Auftreten von heißen schwefelhaltigen Quellen bemerkbar macht, die schon von den Römern zu Heilzwecken genützt wurden und denen die Orte Bad Vöslau und Baden ihren Kurortstatus verdanken. Entlang dieser auch Thermenlinie genannten sich bis Wien erstreckenden Bruchstelle wird an den Ostabhängen des Wienerwaldes seit vorgeschichtlicher Zeit Weinbau betrieben. Bekanntester Weinort ist Gumpoldskirchen (im Bild unten), von wo aus der Kaiserhof in Wien beliefert worden ist.
Der Wienerwald (gem. AVE) wird ab dem Gerichtsberg vom Alpenhauptkamm bis zu dessen Ende bei Wien durchlaufen. Diese Gebirgsgruppe erstreckt sich auf Gebiete der Bundesländer Niederösterreich und Wien. Der höchste Berg, der Schöpfl (893 m) liegt im Südteil in Niederösterreich in der Kamm- und Gipfelkette des Alpenhauptkamms.
Nur im Süden und Südwesten wird das Wienerwaldgebiet von Alpingebieten begrenzt.
Die Südgrenze zu den Gutensteiner Alpen verläuft von der an der Triesting an deren Übertritt vom Alpengebiet ins Wiener Becken gelegenen Ortschaft Leobersdorf in Westrichtung und folgt den Flussläufen von Triesting, Kaumbergbach und Spieglbach aufwärts bis zum Gerichtsberg.
Jenseits der Scheitelhöhe folgt die Gebietsgrenze der Schotterbänke bildenden Gölsen (im Bild unten) abwärts bis zu deren Einmündung in die dort die Gutensteiner Alpen von den Türnitzer Alpen trennende Traisen am Nordrand der im Traisental gelegenen Industriestadt Traisen.
Die unterhalb des Gölsenzuflusses vom Flusslauf der Traisen gebildete Westgrenze des Wienerwaldes trennt diesen zwischen Traisen und St. Pölten von den Türnitzer Alpen.
Der restliche Grenzverlauf zwischen St. Pölten und Leobersdorf ist gleichzeitig Alpengebietsgrenze (siehe Ausführungen im Kapitel Abgrenzung des österreichischen Alpengebietes).